Kürzlich bekam ich von der Firma Paperblog eine E-Mail, in der ich herzlich dazu eingeladen wurde, meinen Blog auf de.paperblog.com zu veröffentlichen. Es wurde mir auch ein wenig geschmeichelt. Unter anderem stand in der E-Mail:

„Ihr Blog entspricht genau unseren Qualitätskriterien für interessante und gut geschriebene Artikel und ich bin überzeugt, dass Ihre Beiträge für die Leser des Ressorts Infotech&Internet eine Bereicherung darstellen. Wenn Sie sich dazu entschließen, bei unserem Projekt mitzumachen, werden Ihre Artikel selbstverständlich immer mit einem Link auf Ihr Blog verweisen.“

Hört sich doch gut an oder?

Nachdem ich die E-Mail eine Zeit lang beiseite gelegt hatte, machte ich mich kürzlich daran, mir den Paperblog und dessen Angebot näher anzusehen. Ich ging also auf de.paperblog.com, wo ich gleich die Schaltfläche Empfehlen Sie Ihr Blog fand und da entdeckte ich etwas sehr Faszinierendes…

Das geniale Geschäftsmodel von Paperblog und 3 Gründe, warum es dir schadet

Wenn du auf Paperblog deinen Blog empfiehlst, wie es dort so schön heißt, übermittelst du den Feed deines Blogs an Paperblog. Dort wird er ausgelesen und der Inhalt des Feeds auf Paperblog veröffentlicht. Im Vergleich zu anderen Feed-Diensten veröffentlicht Paperblog jedoch nicht nur die ersten paar Zeilen der Einträge im Feed, sondern die gesamten Einträge und das 1:1! Alle Artikel, die auf deinem Blog verfügbar sind, werden somit exakt gleich auch auf Paperblog veröffentlicht.

Paperblog wirbt in der E-Mail an mich damit, Bloggern die Möglichkeit zu bieten, „zusätzlich zu ihrem eigenen Blog, weitere Leser für ihre Beiträge zu interessieren.“

Für den Laien hört sich das nett an. Wow, Paperblog stellt meine Inhalte einer großen Leserschaft vor!

Doch es gibt einige Hacken…

Paperblog bringt mir keine Besucher

Es stimmt zwar, dass mein Beitrag durch die Veröffentlichung auf Paperblog eventuell mehr Leser erreicht, allerdings bedeutet das nicht, dass diese Leser jemals meinen Blog besuchen. Warum sollten Sie auch? Dadurch dass der gesamte Beitrag auf Paperblog zu lesen ist, gibt es keinen Grund mehr, den Beitrag nochmals auf meinem Blog zu lesen.

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Paperblog greift sich meinen Traffic

Dadurch, dass Paperblog meinen Beitrag 1:1 übernimmt, haben wir plötzlich Double Content. Die negativen Folgen hinsichtlich SEO wären eine Sache, die andere Sache ist:

Wenn es den gleichen Text zwei mal oder öfters im Internet gibt, muss sich Google überlegen, wie es diese Texte nun in den Suchergebnissen reiht.

Da Paperblog eine Website mit starken SEO-Werten und vielen Backlinks ist, stehen die Chancen für Paperblog gut, dass zuerst Paperblog mit deinem Beitrag in den Suchergebnissen aufscheint und Google deinen Originalbeitrag auf deinem eigenen Blog erst später listet. Somit kostet dich Paperblog eine Position in den Suchergebnissen und greift Traffic ab, der eigentlich für deine Website bestimmt gewesen wäre.

Nachteilige AGBs

In den AGBs von Paperblog (Stand 14.04.2015) kann man nachlesen, wie man praktisch alle Rechte an seinen eigenen Inhalten an Paperblog abtritt. Gleichzeitig wird unter Punkt 3 der AGBs aber deutlich darauf hingewiesen, dass nicht Paberblog sondern nur der Autor für den Inhalt verantwortlich gemacht werden kann. Man könnte sagen, Paperblog pickt sich hier die Rosinen aus dem Kuchen :)

Hier ein Auszug der AGBs, damit du siehst, welche Rechte du abtritst:

2.2 Die Rechteübertragung umfasst insbesondere das nicht ausschließliche, weltweite, zeitlich unbeschränkte Recht, die Inhalte vollständig oder teilweise, zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie das Bearbeitungsrecht, insbesondere für Übersetzungen und Kürzungen der Inhalte. Dies gilt für alle technischen Formate und für sämtliche Datenträger und Übertragungswege.

2.3 Um den Betrieb des Angebots PaperBlog sicher zu stellen, akzeptiert der Blogger bereits jetzt, dass die FORM seines Inhalt abgeändert werden kann mit dem einzigen Ziel, die Lesbarkeit zu verbessern oder um technischen Anforderungen des Datenträgers oder der Übertragung gerecht zu werden. In keinem Fall wird der Inhalt sachlich falsch wiedergegeben.

2.4 Der Blogger akzeptiert außerdem, dass der Inhalt selbst, im Rahmen des Angebots PaperBlog mit Kommentaren oder Bewertungen in unterschiedlicher Form von anderen Teilnehmern oder Mitgliedern versehen werden kann.

Du siehst: Du gibst das weltweite zeitlich unbeschränkte Recht für deine Inhalte an Paperblog ab. Das würde ich mir zweimal überlegen.

Fairerweise sei jedoch erwähnt, dass in den AGBs auch steht, dass man Paperblog das Recht an seinen Inhalten auch wieder entziehen kann:

2.6 Gemäß Artikel L 121-4 des französischen Gesetzes zum Geistigen Eigentum kann der Blogger der PaperBlog das Recht entziehen, seine Inhalte zukünftig zu nutzen. Der Rückruf der Rechte wird einen (1) Monat nach Bekunden dieses Wunsches seitens des Bloggers wirksam

Werden damit rückwirkend alle meine Inhalte von Paperblog entfernt? Gemäß der Formulierung in den AGBs sollte es eigentlich so sein. In der Praxis erscheint dies jedoch nicht ganz so einfach. Eine Dame schreibt beispielsweise, dass es bei Paperblog keine Option gibt, seinen Feed wieder zu entfernen.

2 Tipps, wie du Paperblog zu deinem Vorteil nutzt

Ich hoffe, ich habe dir soweit ein Bild geben können, was dich erwartet, wenn du deinen Blog bei Paperblog einspeist. Du weißt jetzt, was passiert und kannst informiert entscheiden. Ich rate wie gesagt davon ab. Dennoch sehe ich 2 Möglichkeiten, wie du Paperblog auch zu deinem Vorteil nutzen kannst. Du musst aber wissen wie.

Beschaff dir über Paperblog Besucher

Moment mal. Habe ich nicht etwas weiter oben geschrieben, dass Paperblog mir Besucher nimmt? Ja, habe ich. Darum lasse mich etwas Wichtiges erklären:

Ich würde nie mein Hauptblog auf Paperblog spiegeln, aber es ist durchaus eine interessante Überlegung einen kleinen Blog einzurichten, der quasi extra dafür gemacht ist, dass er auf Paperblog eingespeist wird. Dort schreibe ich lauter Artikel, die Links zu meinem Hauptblog im Text haben. Paperblog entfernt diese Links in der Regel nämlich nicht (trotzdem würde ich darauf achten!). Auf diese Weise finden zusätzliche Leser meine Beiträge auf Paperblog, klicken dann aber auf einen Link zu meinem Blog. Es versteht sich natürlich, dass ich diese Links auch so gestalten muss, dass der Leser einen Mehrwert darin sieht, darauf zu klicken.

Diese Variante ist speziell dann interessant, wenn mein Blog in den Suchergebnissen sowieso nicht gefunden wird. Dann könnte ich Paperblogs Ranking-Kraft nutzen und trotzdem ein paar Besucher erreichen, die ich wie beschrieben auf meine Blog leite.

Beschaffe dir über Paperblog Verkäufe

Für den oben beschriebenen kleinen Blog, den du quasi extra für Paperblog erstellt hast, kannst du auch Artikel schreiben, die Affiliate-Links beinhalten. Paperblog übernimmt auch diese Artikel 1:1 und somit hast du plötzlich Affiliate-Links auf Paperblog. Dadurch, dass du Affiliate-Links hast, ist es dir egal, dass die Leser nie deinen Blog besuchen, sondern nur auf Paperblog verweilen. Solange sie auf die Affiliate-Links klicken und ein Produkt darüber kaufen, machst du Gewinn.

Eine sehr interessante Möglichkeit, um aus den vielen Besuchern von Paperblog Kapital zu schlagen (um es einmal so kapitalistisch auszudrücken ;)

Ich weiß zwar nicht, ob Paperblog Affiliate-Links erlaubt, ich habe jedoch in deren FAQs und AGBs nicht gefunden, was darauf hindeutet, dass diese verboten sind. Bitte schreibt einen Kommentar, wenn ihr mehr dazu wisst!