Googles Search Plus Your World – Eine ernste Gefahr für Ihr Internet-Business?

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Am 10. Januar 2012 hat Google seinen neuesten Service „Search, plus Your World“ (zu Deutsch: „Suche plus deine Welt“) vorgestellt. Mit der Veröffentlichung dieses Tools ging speziell im englischen Sprachraum eine Welle der Empörung durch die Internet-Gemeinde und löste eine hitzige Debatte darüber aus, ob und wie Google damit seine Monopolstellung im Internet-Suchbereich missbraucht.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird dieser neue Service erst starten, weshalb man bei uns noch nicht sonderlich viel – weder im Guten noch im Schlechten – darüber gehört hat. Ich berichte an dieser Stelle aus zwei Gründen über diesen neuen Service:

Zum einen, weil ich bereits ein paar Anfragen von Lesern erhalten habe, die den Debatten im englischen Sprachraum gefolgt sind und zum anderen, weil ich finde, dass Sie besser zu früh als zu spät von diesem Service und seinen eventuell massiven Auswirkungen auf Ihr Internet-Business erfahren sollten. Zudem wirft dieses Thema auch ein sehr interessantes Licht auf Googles neuerdings sehr zwielichtige Vorgehensweise.

Doch alles der Reihe nach…

Was ist Googles „Suche plus deine Welt“?

Dieser neue Service ist eine radikale Erweiterung der Google-Suche. Anstatt wie bisher nur Suchergebnisse aus dem öffentlichen Internet anzuzeigen, liefert die neue Google-Suche auch Ergebnisse aus dem social Bereich, also Inhalte, welche Ihre Freunde in sozialen Netzwerken privat geteilt haben. Dies geschieht, indem Google unter anderem Informationen aus seinem neuen sozialen Netzwerk Google+ in die Suchergebnisse einbaut.

Wenn Sie in Ihrem Google-Konto eingeloggt sind, erkennt Google Ihren Freundeskreis aus Google+ und lässt Ihnen bei der Websuche zusätzlich zu den normalen Websites auch Empfehlungen und Inhalte von Menschen aus Ihrem Google+-Freundeskreis zukommen. Google liefert aber auch Suchergebnisse aus Google+, wenn Sie nicht eingeloggt sind.

Soweit eigentlich ein Service der sich sehr interessant und auch für den Anwender nützlich anhört. Warum also der große Aufruhr?

Kurz ein wenig Hintergrundinformation: Es gab eine Zeit, wo alle, speziell die Einpersonen-Unternehmen und die Klein- und Mittelbetriebe Google liebten. Aus dem einfachen Grund, weil Google alles daran setzte, Websites, die hochwertigen und für den Leser wirklich nützlichen Inhalt bereitstellen, mit Topplatzierungen in den Suchergebnissen zu belohnen. Es war eine Win-Win-Win-Situation für alle, denn die Menschen, die mit Google suchten, erhielten relevante Ergebnisse und diejenigen, die relevante Ergebnisse bereitstellten, erhielten eine Menge zielgerichtete Besucher. Und vergessen wir nicht das dritte „Win“ aus dieser Win-Win-Win-Situation: Googles „Win“…

Durch seine hochwertigen Suchergebnisse avancierte Google schnell zu der meistgenutzten Suchmaschine im Internet und schuf so eine Plattform, auf der es sich für Geschäftstreibende lohnte, Werbung zu schalten. Dies sind die Anzeigen, die Sie oberhalb und rechts neben den organischen Suchergebnissen finden. Mit diesen Anzeigen verdient Google jährlich Milliarden.

Jeder profitierte von Google aus dem einfachen Grund weil…

…Google die Qualität des Inhalts als das wichtigste Kriterium für dessen Positionierung in den Suchergebnissen erachtete.

Heutzutage vertraut jeder darauf, dass Google objektiv die besten Ergebnisse zu einer Suche präsentiert. Genau dieses blinde Vertrauen beutet Google mit dem neuen Service „Suche plus deine Welt“ nun aus.

Wie Google die „Suche plus deine Welt“ missbraucht

Würde Google mit „Suche plus deine Welt“ (im Folgenden „Suche plus“ genannt) objektiv ALLE social Inhalte in seine Suche einbinden, wäre alles in Ordnung. Leider bevorzugt Google jedoch die Inhalte aus seinem eigenen sozialen Netzwerk Google+ und das nicht nur, wenn Sie gerade selbst in Google+ eingeloggt sind, sondern auch, wenn Sie bei keinem Google-Service eingeloggt sind und einfach eine ganz normale Google-Suche durchführen.

Danny Sullivan zeigt dies ganz deutlich anhand eines Live-Beispiels auf (in englischer Sprache):
http://searchengineland.com/examples-google-search-plus-drive-facebook-twitter-crazy-107554

Der Beitrag von Danny Sullivan zeigt, wie Google seinem eigenen sozialen Netzwerk Google+ die besten Plätze in den Suchergebnissen einräumt. Google+-Inhalte erscheinen in den Suchvorschlägen, an prominenter Stelle rechts oben und als Verweise in den „normalen“ Suchergebnissen.

Das Problem an der ganzen Sache besteht nicht darin, dass Google Inhalte aus Google+ einbindet. Nein, das Problem besteht darin, dass Google diese Inhalte bevorzugt, selbst wenn Inhalte aus Facebook, Twitter oder anderen Netzwerken relevanter wären.

Google begründet diese Bevorzugung damit, dass es keinen Zugriff auf die Daten von anderen Netzwerken wie beispielsweise Facebook oder Twitter habe. Das „Don’t be Evil“-Tool (http://www.focusontheuser.org/) beweist jedoch das Gegenteil. Es ersetzt die Ergebnisse in den Bereichen, die Google von vornherein für Google+ reserviert hat, mit Ergebnissen, die Google liefern würde, wenn es die Inhalte gemäß seines eigenen Relevanz-Algorithmus bewerten würde. Dieses Tool basiert nur auf Google und zeigt somit klar, dass Google sehr wohl in der Lage wäre zu erkennen, ob Inhalte aus einem anderen sozialen Netzwerk mehr oder weniger relevant sind, als Inhalte aus Google+.

Fazit: Google hat seine Objektivität aufgegeben und beginnt nun selbst zu bestimmen, welche Inhalte dem User gezeigt werden sollen. Das ist ein massiver Vertrauensmissbrauch, dem wir nur entgegenwirken können, indem wir diese Tatsache möglichst vielen Menschen vermitteln.

Welche Folgen hat Googles „Suche plus“ für Ihr Internet-Business?

Die deutlichste Auswirkung besteht darin, dass man nicht mehr darum herumkommt, eine Google+-Seite für das eigene Internet-Business zu erstellen. Mit einer Google+-Seite hat man die Möglichkeit auf eine Top-Platzierung rechts oben auf der Suchergebnisseite (und wie im Live-Beispiel gesehen auch an anderen Stellen), die einem mit einer Facebook-Seite beispielsweise verwehrt bleibt.

Genau das möchte Ihnen Google zumindest weismachen. Tatsache ist jedoch: Es gibt viel bessere Möglichkeiten als Google+, in die Sie investieren sollten, um Ihr Internet-Business auszubauen. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, weiterhin solide Inhalte für Ihre Website zu erstellen und hochwertige eingehende Links für Ihre Website zu beschaffen. Lassen Sie den Google+-Hype an sich vorüberziehen. Er wurde von Google gestartet :) Sollte Google+ wirklich relevant werden, erfahren Sie es auf jeden Fall von mir.

Google will sein neues soziales Netzwerk mit allen Mitteln vermarkten und scheut zu diesem Zweck auch nicht davor zurück, die Objektivität und Qualität seiner Suchergebnisse aufzugeben. Es nutzt seine Monopolstellung im Suchbereich aus, um Google+ mit allen Mitteln zu pushen und Facebook und Co. aus dem Ring zu werfen.

Es liegt an uns, ob wir zulassen, dass Google auf Kosten objektiver Suchresultate – und diese sind die Grundlage unseres Internet-Business – seine eigene Machtstellung ausbaut, oder ob wir dagegen protestieren.

Ich persönlich habe Google nicht die Freude gemacht, mir schnell eine Google+ -Seite für mein Internet-Unternehmen zu erstellen, im Gegenteil, ich habe meine Google-+Seite gelöscht und bin auf Bing als Suchmaschine umgestiegen (Bing liefert übrigens erwiesenermaßen genauso gute Suchergebnisse wie Google).

Unmittelbar hat Googles „Suche plus“, sobald es im deutschsprachigen Raum startet, gemäß meiner Einschätzung gar keine Folgen für Ihr Internet-Business. Ihre hochwertigen Inhalte werden in den organischen Suchergebnissen weiterhin genau dort zu finden sein, wo sie anhand objektiver Algorithmen zu finden sein sollen.

Es sind die langfristigen Folgen – nämlich dass Google die Relevanz unserer Inhalte gemessen an objektiven Richtlinien untergräbt – die sehr böse für unsere Internet-Geschäfte enden könnten, wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten.

Ist Google im Recht?

Als ich mich das erste Mal mit diesem Thema auseinandersetzte, sind mir sofort zwei Argumente FÜR Google eingefallen, welche lauten:

1) Solange Google seine Google+-Suchergebnisse klar von den normalen, objektiven Suchergebnissen abgrenzt, sehe ich das Ganze halb so schlimm

2) Es wird wohl Zeit zu erkennen, dass Google – genauso wie viele andere – eben auch nur ein profitgieriger Geier ist, der seine eigenen guten Vorsätze schon mal sausen lässt, wenn es ums liebe Geld geht. Was soll die Aufregung? Ist ja überall sonst auch so.

Das erste Argument hätte für mich das größte Gewicht, leider ist es aber so, dass Google schon jetzt nur eine verschwommene Grenze zwischen den normalen und den Google+-Suchergebnissen zieht und ich habe die große Befürchtung, dass diese Grenze immer mehr verschwimmt, wenn wir unsere Stimmen nicht erheben.

Beim zweiten Argument mögen Sie sich fragen, inwiefern dies überhaupt FÜR Google spricht. Es spricht insofern für Google, als dass es sein Recht ist, seine Produkte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zur Verbreitung zu verhelfen (solange das Kartellamt nicht einschreitet).

Die direkte Schlussfolgerung aus zweitem Argument ist jedoch, dass wir Google als das behandeln sollten, was es ist: Ein profitorientiertes Unternehmen, kein lieber, großer Bruder.

Und was macht man mit einem profitorientierten Unternehmen, wenn es seinen Service (in diesem Fall die Qualität der Suchergebnisse) verschlechtert?

Man geht zur Konkurrenz.

Google ist drauf und dran, die Grundlage eines jeden Internet-Business zu zerstören, indem es bestimmte Inhalte bevorzugt, anstatt die objektiv besten Inhalte zu liefern. Dies stellt eine ernste Gefahr für unser Internet-Business dar.

Wir können dem nur entgegenwirken, indem wir Google klar machen, dass wir gehen, wenn es so weiter macht. Wir spielen dieses Spiel nicht mit. Des Weiteren sollten wir unser Umfeld über diese Machenschaften und diesen Vertrauensmissbrauch aufklären und ebenfalls dazu anregen, Google den Rücken zu kehren.

Ich persönlich habe drei Aktionen gesetzt:

1) Ich verwende nun Bing.com statt Google

2) Ich habe mein Google+-Konto gelöscht

3) ich kläre über diese Thematik auf (beispielsweise durch diesen Beitrag).

Mir persönlich ist die Dominanz von Google in der Online-Suche schon länger ein Dorn im Auge. Diese führt nämlich genau zu diesen verzichtbaren Auswüchsen, wie wir sie mit Google jetzt haben. Etwas Konkurrenz im Suchmaschinenmarkt hätte sehr positive Auswirkungen, z.B. würde es viel preiswerter und dennoch effektiver werden, Anzeigen bei den Suchmaschinen zu schalten.

Bitte setzen Sie daher ebenfalls ein Zeichen für ein Internet, welches weiterhin auf objektive Weise hochwertige Inhalte belohnt und zeigen Sie Google, dass Sie zur Konkurrenz wechseln, solange es seine Kunden mit solchen Machenschaften vor den Kopf stößt.

Weitere Informationen:

Offizieller Beitrag zum Release von „Search plus Your World“ auf dem Google-Blog:
http://googleblog.blogspot.com/2012/01/search-plus-your-world.html

Beitrag von Ken Evoy auf der Facebook-Seite von SiteSell:
http://www.facebook.com/SiteSell/posts/314460885266054

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